Die Stiftung Warentest hat in der April Ausgabe des ‘test’ einen umfangreichen Test von Computer-Sicherheitssoftware veröffentlicht. Wie auch schon im letzten Jahr nahmen die Tester insgesamt 17 Antivirenprogramme – kostenlose und kostenpflichtige – intensiv unter die Lupe. Am besten meisterte BullGuard Internet Security 2016 den Beschuss mit Viren, Würmern und anderen Bedrohungen durch die Prüfer der Stiftung Warentest. G Data Internet Security 2016, dessen 2015er Version im Vorjahr den Testsieg nach Hause hole, wurde Zweiter. Die Internet Security Suite der niederländischen AVG bekam Bronze. Wie die anderen Antivirenscanner abgeschlossen haben – insbesondere die kostenlosen Antivirenprogramme – finden Sie in dieser Zusammenfassung des Tests.
Update 22.3.2020: Der aktuelle Antivirenprogramm Test der Stiftung Warentest aus dem Heft 3/2020 ist im Partnerblog Blog von datamate verfügbar. Dieser Artikel gibt die Ergebnisse des 2016 Antivirenprogramm Tests wider und ist damit nicht mehr aktuell.
Ausgangslage
An Meldungen über durch Schadsoftware verursachte Schäden und deren Bedrohungspotenzial gab in den letzten Monaten keinen Mangel. Beispiel 1: Sogenannte Krypto-Locker legten mehrere Krankenhäuser für mehrere Stunden lahm. Wichtige Patientendaten waren nicht mehr verfügbar, Operationen mussten verschoben werden und die interne Kommunikation erfolgte wieder handschriftlich und per Fax. Beispiel 2: Im Atomkraftwerk in Grundremmingen wurde in der Steuerungssoftware eines Systems Schadsoftware gefunden. Auch wenn die Betreiber betonen, dass zu keinem Zeitpunkt Gefahr für die Bevölkerung bestand, so ist beunruhigend zu hören, dass die Software wohl bereits seit 2008 im System steckte und nicht auf einen gezielten Angriff zurückzuführen war. Welch eine Bedrohung, wenn Hacker erst beginnen, gezielte Angriffe auszuführen?
Die Stiftung Warentest begann Ihren Test der Antivirenprogramme, bevor die Welle von Locky- und anderer Krypto Locker-Infektionen Schlagzeilen produzierte. Diese jüngsten Vorkommnisse unterstreichen aber die Relevanz dieses Tests. Insgesamt haben die Tester 17 Antivirenprogramme mit 17.600 unterschiedlichen Schadprogrammen und anderen Angriffen konfrontiert. Unter den Probanden finden sich die bekanten Anbieter: Avast, Avira, AVG, Bitdefender BullGuard, F-Secure G Data, Kaspersky, McAfee, Norton und weitere. Die Preisspanne der getesteten Antivirenprogramme reicht von €20 bis €60 für die einjähige Einzelplatzlizenz. Interessanterweise werden beim Online Kauf höhere Preise aufgerufen als beim Kauf einer Software CD im Handel. Von vier Anbietern wurde neben der kostenpflichtigen Version auch die kostenlose Version getestet. Zu dieser Gruppe gehören der Microsoft Defender, der mit allen gängigen Windows-Versionen ausgeliefert wird, sowie Avira Free Antivirus, Avast! Free Antivirus und AVG Antivirus Free.
Die drei Testkategorien im Antivirenprogramm Test der Stiftung Warentest waren Schutz (65% Testgewicht), Handhabung (25%) und Rechnerbelastung (10%). Getestet wurde die Software auf Windows 10 Rechnern in einem unabhängigen Fachlabor.
Testsieger des Antivirenprogramm Test
Den begehrten Titel des Testsiegers hat dieses Jahr BullGuard Internet Security 2016 mit der Gesamtnote 2,2 erhalten. Seine große Stärke ist beste Schutzfunktion im Testfeld (Teilnote 1,9). BullGuard kombiniert einen guten Wächter mit einer guten Firewall und bietet eine sehr gute Reaktionszeit auf neue Schadprogramme. Nur eine befriedigende Bewertung erhielt die Security Suite aus dem Hause BullGuard für die Handhabung und die Rechnerbelastung (Teilnote 2,7 und 2,6). Gerade bei der Handhabung haben andere Programm die Nase deutlich voraus. Interessant für Familien und kleine Unternehmen ist, dass die BullGuard Lizenz den Betrieb der Software an bis zu 3 PCs erlaubt. Dafür ist die Software mit €60 aber auch die teuerste unter den 17 Antivirenprogrammen im Test.
Der Vorjahressieger G Data landete dieses Jahr auf dem zweiten Rang. Die Tester attestieren G Data den besten Scanner und den zweitbesten Schutz aller getesteten Antivirenprogramme (Teilnote: 2.2). Einzig die Qualität der Firewall fällt mit “befriedigend” ab. Kritik erntet G Data für die hohe Ressourcenbelastung der Antivirussoftware. Mit der Teilnote 3,3 weißt G Data die höchste Rechnerbelastung im Testfeld auf. Guter Schutz kommt halt leider nicht ohne Mühe daher. Die Handhabung der €40 teuren Security Suite finden die Tester “gut”.
Das drittplatzierte Antivirusprogramm auf dem Treppchen ist die AVG Internet Security 2016 mit einer Geamtnote von 2,4 für €45. Sie bietet guten Schutz (Teilnote 2,5), eine gute Handhabung (Teilnote 2,2) und eine befriedigende Rechnerbelastung (Teilnote 2,9). Anders als die beiden anderen Sicherheitsprogramme verfügt AVG über keine Kindersicherungsfunktion.
Interessant ist, wie nahe die drei erstplatzierten Antivirenprogramme beieinander liegen. Das gleiche gilt auch für weite Teile des übrigen Testfeldes. Zwei weitere Softwaretools haben die gleiche Gesamtnote wie die Antivirensuite von AVG auf Platz 3; von den 17 Antivirenprogrammen des Tests haben nur drei eine Note von 3,0 oder schlechter.
Test der kostenlosen Antivirenprogramme
Das beste kostenlose Antivirenprogramm im Test kommt von AVG. Mit einer Gesamtnote von 2,6 liegt es nur 0,2 Notenpunkte hinter der kostenpflichtigen Schwesterversion. Gegenüber der kostenpflichtigen Version fällt es beim Thema Schutz nur durch den Verzicht auf eine separate Firewall ab. Das Programm nutzt stattdessen die Windows-eigene Firewall.
Avira Free Antivirus und Avast! Free Antivirus liege nur um haaresbreite hinten an. Avira glänzt mit einer sehr guten Handhabung (Note 2,0) und einer geringen Rechnerbelastung (Teilnote 2,5), die Tester bescheinigen dem Wächter und dem Scanner des Antivirenprogramms nur einen befriedigenden Schutz (Teilnote 3,1). Letztes Jahr hatte Avira hier noch eine Topnote abgeholt. Der Schutz von Avast ist auf Augenhöhe mit den kostenpflichtigen Programmen (Teilnote 2,5), hat aber die schlechteste Handhabung (Teilnote 3,4).
Der in Windows integrierte Windows Defender ist das schlechteste kostenlose Antivirenprogramm, das sich die Tester angeschaut haben. “Einige neue Schädlinge bleiben im Test unbemerkt.” hält die Stiftung Warentest fest. Aus unserer Sicht ein Killerkriterium für ein Antivirenprogramm. Seine Vorteile: Er bremst den Rechner nur minimal aus und besorgt sich seine Updates für das Windows Update.
Fazit des Antivirenprogramm Tests
Egal ob BullGuard, G Data, AVG oder ein anderes Antivirenprogramme eines der großen Anbieter, der PC profitiert von deutlich gesteigertem Schutz. Insbesondere da auch die kostenlosen Programme gute Dienste liefern, sollte heute kein Nutzer mehr ohne unterwegs sein.
Ein Anbieterwechsel drängt sich auf Basis der Testergebnisse nicht auf, solange man aktuell ein Programm aus etabliertem Haus verwendet. Die Schutzleistung der Programme ist durchaus ähnlich. Auch sollte man nicht die Bedeutung der Testergebnisse bezüglich der Schutzfunktion nicht überinterpretieren. Wäre der Test nur wenig später durchgeführt worden, hätte die Überprüfung des Schutzes zu durchaus anderen Ergebnissen führen können. Im Zweifelsfall entscheidet der Download von nur wenigen Virensignaturen darüber, ob ein Programm eine gute oder sehr gute Performance bescheinigt bekommt. Hatte ein Programm das Pech, dass ein Signaturupdate erst nach Testbeginn zur Verfügung stand, – und sei es nur um einen Augenblick – dann führte dies dazu, dass die entsprechende Malware nicht identifiziert wurde. (In einem separaten Artikel gehen wir auf die Funktionsweise von Antivirussoftware ein.)
Wer sich ein neues Antivirenprogramm zulegen will, der hat die Qual der Wahl. Die Enge des Testfelds macht die Auswahl schwierig. Wer auf deutsche Software setzen will, der kann bei G Data und bei Avira zuschlagen. Wer mehrere PCs ausstatten muss, der erwirbt mit BullGuard nicht nur den Testsieger, sondern hat auch eine preisgünstige Lösung.
Den Originalartikel finden Sie auf der Webseite der Stiftung Warentest, wo Sie den Artikel auf für €2,50 kaufen können. Neben den ausführlichen Ergebnissen des Antivirenprogramm Tests enthält der Artikel auch Empfehlungen zum Schutz des eigenen Computers und der eigenen Daten.