Betrugsverdacht: Datingplattform Lovoo zockt Kunden ab!

geschrieben am 09.10.2015
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Kostenpflichtige Kontaktaufnahme bei Lovoo

Kostenpflichtige Kontaktaufnahme bei Lovoo

Datingplattformen, Singlebörsen oder Partner-Apps werden in Deutschland immer beliebter. Nun steht eine der drei großen Dating-Apps am Pranger. Lovoo mit Hauptsitz in Dresden und über 140 Mitarbeitern wird vorgeworfen, auf seiner Online-Flirtbörse seit 2013 systematisch erfundenen Profile (neudeutsch Fake-Profile) attraktiver und kontaktwilliger Frauen angelegt und mit über 13.000 Chatbots die (anscheinend überwiegend) männliche Kundenschaft zu kostenpflichtigen Interaktionen inspiriert zu haben.

Die Veröffentlichungen der Computerzeitschrift c’t, welche sich auf geheime E-Mails aus der Führungsriege von Lovoo beruft, sind erschütternd. Kaltschnäuzig und berechnend wurden die technischen Fähigkeiten dazu benutzt, um das Geschäft anzukurbeln. Auch wenn noch nichts über vergleichbare Praktiken bei der Konkurrenz bekannt geworden ist, bleibt ein schaler Beigeschmack. Die Branche steht nun unter Generalverdacht, ob bei dem Geschäft mit der Liebe wirklich alles mit rechten Dingen zugeht.

Im folgenden Artikel erfahren Sie mehr über den deutschen Singlebörsen Markt, lernen mit welchen Techniken Lovoo angeblich seine Benutzer abgezockt hat und wie man sich dagegen schützen kann.

Singebörsen vs Dating-Apps. Wo ist der Unterschied?

Wenn man den Zahlen glauben mag, sucht jeder zweite Deutsche Mann sein Liebesglück im Internet. Bei den Frauen ist der Anteil deutlich geringer. Bei der Auswahl der Plattform haben Männlein wie Weiblein die Qual der Wahl. Mehrere Singlebörsen mit mehreren Millionen Mitgliedern, diverse erotische Datingplattformen und Dating-Apps versprechen das schnelle Liebesglück. Dabei ist ein klarer Trend erkenntbar. Waren die Singlebörsen noch bis vor kurzem bei der online Suche nach Gemeinsamkeit unangefochten, jagen die jungen Dating-Apps den etablierten Singlebörsen zunehmend die Kunden ab.

Elitepartner, Parship, Friendshout24 und eDarling Die Nutzerzahlen von deutschen Singlebörsen im Überblick

Bei den Singlebörsen legt der Benutzer ein umfangreiches Profil von sich selbst an. Gleichzeitig betonen die Betreiber Ihre große Erfahrung bei der Partnervermittlung. Bei den Dating-Apps Tinder, Lovoo und Badoo wählt nicht ein Vermittler – mit Computerunterstützung – potentielle Partner füreinander aus, sondern die App-Nutzer entscheiden selbst, ob sie sich kennenlernen wollen. In der Tinder-App beispielsweise präsentiert man sich mit einem Foto und einer knappen (und optionalen) Text-Beschreibung. Mehr braucht es nicht, um sich auf die Suche nach einem Partner oder einer Partnerin in der Nähe zu machen. Anhand der gewählten Vorlieben schlägt die App andere “Tinderer” vor. Ein Wisch des präsentierten Fotos nach links bedeutet “Nein, danke”, nach rechts wird ein “Like” gesendet. Wischen beide nach rechts, ist das ein “Match” und sie und er können miteinander chatten.

Dieses Matchingverfahren hat den Dating-Apps schnell den Ruf der “schnellen Nummer” oder des “oberflächlichen schnellen Sex” eingebracht. Andererseits hat es den Nutzerzahlen nicht geschadet. Tinder behauptet auf seiner Webseite, bereits 9 Milliarden “Matches” seit der Veröffentlichung im Jahr 2012 erzielt zu haben.

Wie hat Lovoo seine Kunden betrogen?

Gemäß dem Artikel „Promotion-Bitches“ der Computerzeitschrift c’t im Heft 22/15 begann Lovoo bereits im Sommer 2013 mit dem Projekt Tu Gutes. Ziel des Projektes war die Anlage weiblicher Fake-Profile, die ausgewählte Profile von männlichen Nutzern besuchen und positiv bewerten sollten. Die besuchten Männer sahen nur das Bild und die Nachricht des Fake-Profils. Um antworten zu können oder mehr über die Frau zu erfahren, mussten sie die Credits kaufen.

Kurz nach Beginn der künstlichen Kontaktaufnahmen, wurde der Firmenchef Benjamin Bak darüber informiert, dass man bei den 10 Nutzern ca. 1.000 Euro zusätzliche Einnahmen durch die künstlichen Kontaktaufnahmen erzielen konnten. Diese Zahlen schienen dem Firmenchef wohl zu attraktiv, als dass man sie zurückweisen könne. Das Projekt wurde auf jeden Fall ausgeweitet und weitere Fake-Profile angelegt.

Die weitere Entwicklung lässt sich nur dadurch erklären, dass das Lovoo-Management wohl auf den Geschmack gekommen war. Vergleichsweise passive Profile waren nun zu wenig. Deshalb startet man im Jahr Oktober 2014 die Entwicklung eines Chatbot-Systems mit dem Namen „Chat Banana“. Ein Chatbot ist eine künstliche Intelligenz die versucht menschliche Chat-Kommunikation zu imitieren. Ein Chatbot-System „lernt“ dabei von tausenden von realen Chat-Verläufen. Indem das System diese Gespräche analysiert, kann es diese Art von Kommunikation imitieren.

Die aktuelle Technik ist so gut ausgereift, dass es schwer fällt, ein gut trainiertes Chatbot-System als Fälschung zu entlarfen. Zu gut ist die Imitation. Wenn Sie selbst mal einen Chatbot erleben wollen, dann probieren Sie doch mal thebot aus.

Im Januar 2015 waren nach Berichten der c’t bei Lovoo 16.000 Fake-Profile mit Chatbot-System aktiv. Der Betrug an dem einzelnen User mag vielleicht gering sein, aufgrund der Größenordnung der Fake-Profile geht es bei bei diesem Schwindel um Millionenbeträge.

Wie erkennt man Fakeprofile oder Chatbots?

Wie man sieht, wurde viel investiert, um die Nutzer von Lovoo mit gefälschten Profilen und Gesprächen bestmöglich zu täuschen. Doch wie erkennt man Fake-Profile oder einen Chatbot? Die folgenden vier Checks geben Ihnen erste Hinweise auf die Echtheit einer Kontaktanfrage:

1. Bildercheck

Wie sieht die Person aus, die sich für Sie interessiert? Natürlich hofft man (bzw. Mann), dass sich eine bildhübsche Frau für einen interessiert. Ein sehr schönes Porträt ist aber mit eines der stärksten Indizien für eine Kontaktaufnahme durch ein Fake Profil.

Fake-Profile werden mit Bildern aus dem Internet erzeugt. Diese Tatsache können Sie sich zu Nutze machen, indem Sie eine Google-Bilder-Rückwärtssuche durchführen. Laden Sie hierfür das Foto auf Ihren Rechner und öffnen Sie die Webseite images.google.de. Klicken Sie im Suchfeld rechts auf das Kamerasymbol. Laden Sie das Bild zu Google hoch und lassen Sie Google danach suchen. Sollte Ihnen das nicht gelingen, helfen wir Ihnen gerne dabei.
Achten Sie auf Details: Sind deutsche Steckdosen zu sehen? Haben Türen einen Griff (wie in Europa üblich) oder einen Knauf (wie es in den USA oder Südamerika üblich ist)

2. Profilcheck

Nach dem Profilfoto sollte man sich das Profil genau ansehen. Wie aufwendig wurde dieses gestaltet? Erfährt man etwas über die Person? Sieht man Persönliches oder Erlebnisse?
Fake Profile sind häufig oberflächlich, pauschal und übertrieben. Singles, die es ernst meinen, sind üblicherweise mit einem inhaltlich starken Profil ausgestattet. Das heißt, sie erzählen etwas über sich und bemühen sich in der Ansprache um Kreativität.

3. Kommunikationscheck

Schauen Sie sich die Kommunikation genau an. Wie kommuniziert die Person mit Ihnen? Reale Personen stellen sich üblicherweise vor und schreiben keine plumpen Ansprachen. Sie haben das Bedürfnis sich selbst vorzustellen und stellen nicht nur Fragen zu persönlichen Vorlieben.
Wichtig: Rechtschreibfehler und Abkürzungen sind kein Indiz für einen Chatbot. Da diese Systeme mit realen Chatverläufen trainiert werden, können diese auch den schlampigen Schreibstil von Menschen imitieren.

4. Realitätscheck

Dieser letzte Check ist am aller schwierigsten und könnte bei realen Personen falsch aufgefasst werden. Versuchen Sie aus der Virtualität auszubrechen. Fragen Sie nach einem Telefonat, einem handgeschriebenen Brief oder einer Postkarte. Nur reale Personen mit persönlichem Interesse werden auf soetwas eingehen.

Mit diesen Empfehlungen an der Hand sollten Sie zukünftig Fake-Profile und Chatbots zuverlässig erkennen können. Haben Sie Geduld und lassen Sie sich zu nichts drängen. Sie sollten das Kommunikationstempo bestimmen und sich nicht zu kostenpflichtigen Aktionen treiben lassen.

Ist Lovoo das schwarze Schaf der Branche?

Betrügereien bei Lovoo. Singlebörse Nr. 1 in Deutschland.

Betrug bei der Dating-App Lovoo.

Das ist schwer zu sagen. Erstaunlicherweise hat die Veröffentlichung der c’t keine großen Wellen geschlagen. Nur wenige Zeitungen haben das Thema überhaupt aufgegriffen und mehr als nur eine kurze Zusammenfassung gedruckt.

Noch gibt es also keine Hinweise auf ähnliche Praktiken bei anderen Dating-Apps. Die veröffentlichten Ausschnitte aus dem E-Mailverkehr des Managements von Lovoo verdeutlichen jedoch die Bedeutung der kriminellen Praktiken für den Umsatz. Aufgrund des geringen Aufwands für die Erstellung eines Fake-Profils ist die Versuchung aber wahrscheinlich auch bei den anderen groß, den Nutzern auf diese Weise das Geld so aus der Tasche zu ziehen. Seien Sie also vorsichtig bei der Nutzung von kostenpflichtigen Angeboten einer Datingplattform.


Guter Artikel. Hätte ich mich mal früher über die unseriösen Praktiken bei Lovoo informiert. Mit Ihren 4 Tipps zum Erkennen von Fake Profilen hätte ich wahrscheinlich nicht so viel Credits gekauft, um zu erfahren, wer mein Profil besucht hat.

Irgendwo habe ich in der Tagespresse gelesen, bei Lovoo sei die Staatsanwaltschaft eingefahren und hätte massenhaft Akten mitgenommen. Die App sei dann vom Netz gegangen. Verdacht: Betrug durch Fakeprofile. Ich kann das nicht verifizieren, aber Fakt ist, die betrügen fleissig weiter. Ich teste die App und die Webseite schon seit einigen Monaten. Neuerdings sind die Profile von Lovoo auch über die App VOO abrufbar. Die aktuelle Masche: Entweder steht im Profil des Fakes, das einen Like abgibt, eine Internetadresse, wo man diese Person “völlig gratis” kontaktieren könne. Oder man bekommt eine standartisierte Chatmeldung, die ebenfalls auf eine dieser Seiten locken soll. Das dritte sind Anfragen, bei denen man eine E-Mail Adresse angeben soll, damit man Bilder bekommt.
Eine echte, reale Person, die gemäss App im näheren Umkreis wohnen soll, habe ich noch nie gesehen.
Als Wohnort war bis vor einigen Wochen “Bramboden” sehr beliebt, nota bene ein 60 Seelendorf in der Schweiz. Und da sollten also einige hundert Lovoo-interessierte Frauen wohnen? Aktuell wohnt die halbe Lovoo-Gemeinde in Vaduz, Mauren, Nendeln, wieder alles kleine Orte, wo sich fast jeder kennt und wohl kaum 180 % (weil mehr Lovoomitglieder als Einwohner der Orte) der weiblichen Einwohnerschaft auf Lovoo aktiv ist, unterstellt man mal, dass dort nur jüngere und flirtwillige Frauen leben.
Man sieht also, die Betreiber von Lovoo haben trotz der Untersuchung der Staatsanwaltschaft nicht aufgehört, weiter flirtwillige zu betrügen. Zu gross muss wohl der finanzielle Anreiz sein. Es wäre vielleicht wieder mal schön, wenn man solche Machenschaften, nicht nur bei Lovoo, als Thema für eine Recherche benutzen würde. Ich glaube, es werden nach wie vor tausende Männer betrogen und abgezockt!


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